Sagenhaftes aus Brandenburg


Sagen & Legenden

Kloster Chorin

Kloster Chorin
Kloster Chorin

Der Tod von Chorin


Es war einmal ein Amtmann zu Chorin, der war hoffärtig, voller Tücke, stets auf seinen eigenen Vorteil bedacht und von seinen Untergebenen sehr gefürchtet, die nannten ihn den Tod von Chorin, und er hörte das nicht ungern. Aus allem konnte er Geld machen, sogar aus Sand, Asche und Ziegelsteinen, deshalb ließ er heimlich das ihm anvertraute Kloster nach und nach abbrechen, um die Steine und das Holz davon für schweres Geld loszuschlagen; ja er zwang seine Spanndienstpflichtigen zu weiten Reisefuhren, die herausgebrochenen Steine vom Kloster viele, viele Meilen kostenlos zu fahren. Das ging so lange Jahre. Eines Tages begegnete einem solchen Transport schöner Gewölbesteine aus dem Kloster der König, der von des Amtmanns Schlechtigkeiten nichts wusste. Er erkundigte sich bei den fluchenden Fuhrleuten, woher die schönen Steine, die groben Menschen und das schrecklich elende Zugvieh kämen. Darauf antwortete der Vormann des Zuges, der alte Schmied Pinkpank wars:

 

O, Herre, de Steene sinn gestahlen,

Unsen Amtmann sall de Düwel halen!

 

Auf die Zurede des Königs brök ook den Angeren dett Mul upp brachten die Leute ihre Klagen an, worauf der König sofort einen "Expressen" aufsitzen, und den Amtmann von Chorin zu sich auf das Berliner Schloss laden ließ. Der eitle Amtmann meinte nun, der König habe Verlangen, mal einen richtigen, tüchtigen und reichen Amtmann aus der Uckermark zu sehen. Er läßt sofort die blinkende Glaskutsche sechselang seiner besten Schimmel bespannen und reiste plängschlaß nach Berlin. Der Amtmann wurde hier von seinen Richtern empfangen und zum Tode verurteilt. Auf die flehentlichen Bitten des Verurteilten hin schenkte ihm der König das Leben. Aber unter harten Bedingungen: eine große Geldbuße musste er geben für seine Diebereien am Klostergebäude, daneben traf ihn für die Schindereien an Mensch und Vieh die Strafe des lebenslänglichen Strangtragens. Der Scharfrichter legte ihm sogleich einen Strick um den Hals, den durfte der Amtmann nie wieder ablegen, und führte ihn nach Spandau, wo er alljährlich nun vierzehn Tage hindurch die "Kugel" karren musste. Als der Amtmann gestorben war, da ordnete der König an, dass seinen Grabhügel kein Liebeszeichen, keine Blume decken dürfe, sondern nur ein harter Stein und darauf sollte oben eine runde Kugel gesetzt werden, als warnendes Zeichen. Manche meinen nun, die Kugel stelle einen vollgefüllten Geldbeutel vor, andere halten sie für dieselbe Kugel, die der Amtmann alljährlich in Spandau karren musste, während wieder andere sie für das Abbild des protzigen Amtmannkopfes ansehen, den Kopf, den ihm der König geschenkt hatte. Das wird wohl seine Richtigkeit haben, denn zu gewissen Zeiten fängt diese Kugel von ganz allein an, sich zu drehen und zu bewegen, als sei Leben in ihr, damit meldet sich gemeinhin Unheil an, und es heißt von ihr:

 

Et wackelt der Kopp,

Der Strick wringt den Nacken,

Der Düwel mät'n Amtmann,

De spälen Upphacken.